„Keiner hat geweint“ – Kindergarten übt den Ernstfall
Groß Escherde – Einen aufregenden Freitagmorgen hatten dreißig Kinder und sechs Erzieher, als gegen 10 Uhr plötzlich ein lauter Warnton durch den St. Johannes Kindergarten schrillte. Für die Kinder und Erzieher war hierdurch klar: Es „brennt“ und alle müssen das Gebäude umgehend verlassen.
In gerade einmal zwei Minuten waren alle Kinder und Erzieher aus dem Gebäude „geflüchtet“ und auf dem Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses versammelt. Währenddessen heulten draußen bereits die Alarmsirenen der Feuerwehr und schon wenige Minuten später trafen die ersten Löschfahrzeuge der Ortsfeuerwehren Groß Escherde, Klein Escherde und Rössing in der Schulstraße ein. Sofort wurden Schlauchleitungen verlegt und Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten ausgerüstet. Aus sicherer Entfernung konnten die kleinen Zuschauer die „Löscharbeiten“ mit großer Spannung verfolgen.
Das Ganze war eine lange geplante Räumungsübung, die durch Sascha Mehner ausgearbeitet worden war. Der Ortsbrandmeister hatte sich zuvor schon länger mit der Frage beschäftigt, wie man die Kindergartengruppen im Brandfall wohl auf die Gefahr aufmerksam machen könne. „Die Erzieher können ja schlecht mit einem Topf und Holzlöffel durch den Kindergarten laufen und so die Kinder warnen“, erklärt der Ortsbrandmeister. Aus diesem Grundgedanken reifte schließlich die Idee von einem eigenen „Hausalarm“. Etwas vergleichbares gab es bislang nämlich nicht in dem Gebäude. Und so stiftete die Ortsfeuerwehr Groß Escherde dem Kindergarten kurzerhand eine Hausalarmanlage, welche Mehner und ein Arbeitskollege vom Bauhof Nordstemmen zuvor konstruiert hatten. Nach einer Einweisung in die Bedienung, konnte die Anlage im April ihren Dienst aufnehmen. Die kleine Konstruktion besteht aus einer lauten Sirene, einem roten Warnlicht und einem Druckknopfmelder und hängt nun im Flur des Gebäudes. Im Ernstfall ertönt ein lauter, schriller Ton und gibt somit das Signal zum unverzüglichen Verlassen des Gebäudes.
„Wir sind froh, dass wir diesen großartigen Alarm jetzt haben“, betonte auch Jessica Kopanski. Die Leiterin des St. Johannes Kindergarten war als einzige in die Übungsvorbereitung involviert. Somit wussten auch ihre fünf Kolleginnen und Kollegen nicht, dass an diesem Tag eine Räumungsübung stattfinden sollte. Hierdurch konnte die Räumung einmal „in echt“ geprobt werden. Wochen zuvor hatten die Erzieher immer wieder mit den Kindern geübt und ihnen somit die Angst vor dem schrillen Alarm genommen. Diese Vorarbeit trug dazu bei, dass alle dreißig Kinder schnell und ruhig das Gebäude verließen. „Keiner hat geweint oder war ängstlich“, so die Kita-Leiterin.
Auch für die knapp zwanzig Einsatzkräfte war die Übung ein voller Erfolg. So konnten die Feuerwehrleute die Abläufe und Handgriffe effektiv üben. „Ein Feuer in einem Kindergarten stellt auch für uns immer eine große Herausforderung dar“, weiß Sascha Mehner zu berichten. „Man ist bereits auf der Anfahrt angespannt und stellt sich unweigerlich die Frage, ob alle Kinder und Erzieher das Gebäude unbeschadet verlassen haben“. Die Übung in Groß Escherede hat jedenfalls bewiesen, dass der neue Hausalarm eine wertvolle Ergänzung zur Sicherheit der Kinder darstellt. Und so bleibt abschließen nur zu hoffen, dass der kleine blaue Druckknopfmelder auch in Zukunft nur zum Zwecke einer Übung betätigt werden muss.