Hoch hinaus – Retten in luftiger Höhe
Barnten – Befindet sich eine Person in einem absturzgefährdeten Bereich in Not und kann sie sich aufgrund einer Verletzung oder eines medizinischen Notfalls nicht selbst befreien, dann kommt die Absturzsicherungsgruppe der Feuerwehr zum Einsatz. Die seit Mai 2018 in der Gemeinde Nordstemmen existierende Spezialgruppe der Feuerwehr rückt in diesen Fällen mit ihrem Absturzsicherungs- und Rettungsmaterial an, um die Hilfeersuchenden schnellstmöglich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Die speziell ausgebildeten Einsatzkräfte aus den Ortsfeuerwehren Barnten und Nordstemmen verfügen über umfangreiche Kenntnisse, damit die Verunfallten schnellstmöglich aus dem Gefahrenbereich gerettet werden können. Jeden ersten Samstag im Monat trainiert das sechsköpfige Team dafür die notwendigen Handgriffe, damit diese im Realeinsatz wie aus dem Effeff sitzen. Zu einer solchen Übung traf sich die Absturzsicherungsgruppe nun im Barntener Kieswerk. Gemeinsam mit einigen Kameradinnen und Kameraden aus der Ortsfeuerwehr Barnten und dem Falck Rettungsdienst aus Sarstedt wurden zwei Übungsszenarien an dem Samstagvormittag abgearbeitet. Dabei lagen die Schwerpunkte auf den Absturzsicherungsmaßnahmen der Beteiligten und der anschließenden schonenden Patientenrettung aus dem Gefahrenbereich.
In der ersten Übung wurde angenommen, dass ein Jugendlicher beim Spielen auf einem 30 Meter hohen Förderband verunglückt war und sich dabei das Bein gebrochen hatte. Der Jugendliche – gespielt durch den 13-jährigen Finn – war, laut Übungsleiter Ingo Dietrich, nicht mehr in der Lage das Förderband eigenständig zu verlassen. Ein denkbares Szenario, bei dem auch die Absturzsicherungsgruppe zum Einsatz kommen könnte. Gemeinsam mit
zwei Notfallsanitäterauszubildenden wurde Finn in luftiger Höhe versorgt und anschließend für die Rettung vorbereitet. Hierzu kamen jede Menge Leinen, Haken und eine spezielle Schleifkorbtrage zum Einsatz. Bereits nach 45 Minuten war der junge „Patient“ versorgt und unbeschadet auf dem Boden des Kieswerks angekommen. Bei der zügigen Rettungsaktion machte sich das regelmäßige Training deutlich bemerkbar. Sehr zur Freude von Ingo Dietrich, der ebenfalls der Absturzsicherungsgruppe angehört und obendrein noch Finns Vater ist.
Die zweite Übung stellte die Rettungskräfte jedoch vor eine ungeahnte Herausforderung. Laut Übungsdrehbuch war ein Mitarbeiter des Kieswerks im sogenannten „Rüttler“ verunglückt. Der Mann hatte sich hierbei jeweils eine Verletzung am Bein und am Rücken zugezogen. Er musste demnach so schonend wie möglich aus dem engen Schacht des Rüttlers befreit werden, um eine Verschlimmerung am bereits verletzten Rücken zu vermeiden. Auch hier durften zwei Notfallsanitäterauszubildende zuvor in den engen Schacht mit hinabsteigen. Sie kümmerten sich, wie in ihrer Ausbildung gelernt, um die notfallmedizinische Versorgung des Verunfallten. Währenddessen organisierte das Team der Feuerwehr die Sicherung und die schonende Rettung des vermeintlich Verunglückten. Auch hier kam erneut die Schleifkorbtrage zum Einsatz. Mit einer gut durchdachten Taktik und kontinuierlichen Absprachen untereinander gelang auch diese Rettungsaktion. Der Kieswerkmitarbeiter wurde anschließend noch mittels der Schleifkorbtrage und einem sogenannten Rollgliss vom Rüttler herabgelassen, um auch diese Technik einmal wieder üben zu können.
Trotz der knapp Grad im Schatten waren alle Beteiligten zufrieden mit dem Verlauf der zwei Übungen, die einmal mehr die Wichtigkeit einer Absturzsicherungsgruppe und der engen Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst demonstriert hat.