Die Jugendfeuerwehr beweist: Onlinedienst muss keine langweilige Angelegenheit sein
Nordstemmen – Corona und der Lockdown haben uns weiterhin fest im Griff. Wo hier einige Lockerungen durch niedrige Fallzahlen möglich sind, muss anderswo das gewohnte Leben noch immer zurückstehen. Dieser Trend macht auch bei der Feuerwehr keinen Halt. Seit Monaten befinden sich die neun Ortsfeuerwehren in einem regelrechten Dornröschenschlaf. An Präsenzdienste ist noch längst nicht zu denken – auch bei den Jugendfeuerwehren. Hier ruht der Ausbildungsdienst zum Teil seit einem Jahr. Doch die Corona-Lethargie ist zumindest bei der Jugendfeuerwehr seit einigen Wochen passé.
„Wir haben es uns einfacher vorgestellt, doch Onlinedienste machen richtig viel Arbeit“, beschreibt Stephan Mainka das neue Angebot der Jugendfeuerwehr. Der Gemeindejugendfeuerwehrwart hatte zuvor nach Möglichkeiten gesucht, um den über 70 Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehren wieder etwas Ausbildungsdienst zu ermöglichen. Da Präsenzdienste noch längere Zeit ausfallen werden, einigte man sich schließlich auf ein Onlineangebot. Doch nicht jede Ortsjugendfeuerwehr sollte hierbei „ihr eigenes Ding“ machen, wie Mainka die Vorgehensweise der Planung beschreibt. Vielmehr wollte man ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem ein gemeinsamer Ausbildungsdienst für alle Jugendfeuerwehrmitglieder angeboten wird. Doch so einfach ein Onlineangebot auch klingen mag, die Organisation war laut Stephan Mainka doch sehr aufwändig. „Wir mussten erst einmal die ganze Technik wie LED-Scheinwerfer, ein Stativ, Mikrofone und eine Lizenz für die Konferenzsoftware beschaffen“, erzählt der Gemeindejugendfeuerwehrwart. Doch hier bekamen Mainka und sein Team eine finanzielle Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung, sodass das benötigte Equipment schnell beschafft werden konnte. Nun stand noch eine weitere Frage im Raum: Wo sollte das „Aufnahmestudio“ eingerichtet werden? Die Wahl fiel schließlich auf das Feuerwehrhaus in Rössing, wo ausreichend Platzverhältnisse vorherrschen. „Wir mussten allerdings ein eigenes Hygienekonzept erstellen, um auch den Infektionsschutz während der Live-Übertragung zu gewährleisten“, so Stephan Mainka.
Vor einigen Wochen fand bereits ein erster Probelauf mit über 80 Teilnehmer statt. „Wir waren von der großen Teilnehmeranzahl überwältigt“, berichtet Martin Eichhorn. Der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart aus Rössing hätte nicht mit einer so großen Beteiligung gerechnet.
Schnell zeigten sich jedoch auch die ersten „Kinderkrankheiten“. So konnten sich einige Jugendfeuerwehrmitglieder nicht einloggen, hatten keine Audioverbindung oder konnten an den eingespielten Umfragen nicht teilnehmen. Auch die Internetverbindung im Rössinger Feuerwehrhaus machte den Protagonisten oftmals einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder stockte die Internetverbindung oder die eingespielten Videos konnten nicht flüssig abgespielt werden. „Wir waren wohl mit zu vielen Geräten gleichzeitig im W-Lan des Feuerwehrhauses eingeloggt“, begründet Martin Eichhorn die anfänglichen technischen Probleme. Für den nun durchgeführten zweiten Onlinedienst hatten die Beteiligten jedoch Vorkehrungsmaßnahmen getroffen, um die Internetverbindung nicht erneut so stark zu überlasten. „Wir mussten bei dem zweiten Dienst abliefern“, sagt Stephan Mainka. Doch dieses Mal funktionierte alles reibungslos und ohne technische Zwischenfälle. Über 56 Kinder und Jugendliche nahmen an dem erneuten Angebot der Gemeindejugendfeuerwehr teil und verfolgten mit Spannung den 45-minütigen Dienst. Dieser ist übrigens eine Mischung aus Erklärvideos und interaktiven Umfragespielen, die zwischen den kurzen „Liveschalten“ der beiden Moderatoren eingespielt werden. „Die Erklärvideos werden von den Jugendfeuerwehrwartinnen und Jugendfeuerwehrwarten der einzelnen Ortsfeuerwehren erstellt. Somit sind alle Jugendfeuerwehren gleichermaßen an diesem Projekt beteiligt“, berichtet Mainka stolz. Das der Gemeindejugendfeuerwehrwart an diesem Abend wieder sichtlich Spaß an dem Projekt hatte, spiegelte sich auch in dessen Anmoderationen wider, die er, gemeinsam mit Martin Eichhorn, auf humoristische Weise präsentierte. Und so konnte man unter den beiden Moderatoren auch immer wieder kleinere Neckereien aller Günter Netzer und Gerhard Delling beobachten, die dem Onlinedienst hierdurch aber einen ganz besonderen Charme verliehen.
Die Gemeindejugendfeuerwehr hat bewiesen, dass ihr Konzept aufgeht und ein Onlinedienst keine langweilige Angelegenheit sein muss. Und auch wenn viel Arbeit in den selbstgedrehten Erklärvideos steckt, die Technik nicht immer zu 100% mitspielt und man nicht jedes Jugendfeuerwehrmitglied auf Anhieb mit diesem Angebot zur Teilnahme motivieren kann, wollen alle Beteiligten dennoch an dem Konzept festhalten. Das gesamte Team der Gemeindejugendfeuerwehr ist nach den ersten Onlinediensten jedenfalls weiterhin motiviert und plant schon jetzt den nächsten virtuellen Dienst nach den Ostertagen.