Taktiktraining für Führungskräfte auf dem Tangermann-Gelände
Nordstemmen – Vielerorts haben die Freiwillige Feuerwehren in der Gemeinde Nordstemmen das Problem, dass tagsüber nur wenige Einsatzkräfte zur Verfügung stehen. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich –oft liegt es aber an einem personellen Engpass durch die geringe Verfügbarkeit der Einsatzkräfte. Nordstemmen zählt zu einer sogenannten „Pendlergemeinde“. Dies bedeutet, dass nur noch wenige Einsatzkräfte in der direkten Nähe zu ihrem Wohnort arbeiten. Gründe wie dieser tragen letztendlich dazu bei, dass sich die Führungskräfte der Feuerwehr Gedanken machen müssen, wie man auch mit kleinem Personaleinsatz einen Wohnungsbrand effektiv und sicher bekämpfen kann.
Um in solchen Situationen dennoch effektiv gewappnet zu sein, führte die Feuerwehr der Gemeinde Nordstemmen nun ein Tagesseminar mit dem Ausbildungsanbieter „Feuerwehrhandwerk“ durch. „Feuerwehrhandwerk“ hat sich auf Trainings im Zusammenhang mit kritischen Personalsituationen spezialisiert, damit auch mit wenigen Einsatzkräften ein taktisch kluges Vorgehen gewährleistet werden kann. Rund 20 Führungskräfte aus den einzelnen Ortsfeuerwehren nutzten ihren freien Samstag deshalb, um sich auf dem alten Gärtnereigelände „Tangermann“ wertvolle Tipps und Tricks abzuschauen. Nach einer kurzen Stärkung im Feuerwehrhaus Nordstemmen, übernahmen die „Feuerwehrhandwerk“-Ausbilder Wiebke Thönißen und Michael Noltensmeier dann das Kommando. In jeweils zwei gleichgroßen Gruppen konnten die Themen „Strahlrohrführung“ sowie „Suchen und Retten“ in dem alten Gärtnereigebäude realitätsnah trainiert werden.
Dabei blieb keine Einsatzkleidung trocken, denn an diesem Tag wurde mit Wasser nicht gegeizt. „Ein Feuer entwickelt eine enorme Hitze, da hilft keine homöopathische Dosis“, erklärte Wiebke Thönißen scherzhaft. Die Ausbilderin weiß, dass ein in Vollbrand stehender Raum nur mit einem effektiv dosierten Wassereinsatz bekämpft werden kann – besonders dann, wenn sehr hohe Temperaturen im Spiel sind. Und so staunten die Teilnehmer nicht schlecht, als die 43-jährige einen der Räume mal so richtig „fluten“ ließ. Doch hinter dem vermeintlich hohem „Wassereinsatz“ steckt ein langjährig erprobtes Vorgehen, was sich bereits in der Praxis bewährt hat.
„Wir haben zahlreiche neue Anregungen erhalten, wie wir künftig mit wenig Personal und Material sehr effektiv Menschen retten und Wohnungsbrände bekämpfen können,“ sagte der stellvertretende Gemeindebrandmeister und Ausbildungsleiter Patrick Eisfelder, der das Tagesseminar mitorganisiert hatte.
Dass sich die Investition dafür gelohnt hat, wurde im Laufe des Seminartages immer deutlicher. Die 20 Führungskräfte konnten wertvolle Eindrücke sammeln und sich so manchen Handgriff „abschauen“. Wiebke Thönißen betonte abschließend jedoch noch einmal, dass es sich bei dem Erlernten lediglich um Empfehlungen handele. Was letztendlich den Weg in die eigenen Ausbildungsvorgaben schaffe, liege nun in dem Zuständigkeitsbereich der Führungskräfte und der Ausbildungsleitung. Aber hier wolle man zeitnah ein Treffen einberufen, um die bestehenden Strategien mit den neu hinzugewonnenen Erkenntnissen zu vergleichen.