Großübung am Speicher in Rössing
Ein Feuer bricht in einem Veranstaltungszentrum aus. Unmittelbar nach der Alarmierung der Feuerwehr ist die Lage noch völlig unklar. Wie viele Menschen haben hier zuvor ausgelassen gefeiert? Haben es alle Personen aus dem Gebäude geschafft? Und wo ist das Feuer ausgebrochen? Zahlreiche Fragen, die vorab noch vollkommen ungewiss sind. Eine immense Belastung für die Einsatz- und Führungskräfte, die Vorort dennoch beweisen müssen, dass auch solche Lagen souverän gemeistert werden. Wie dies klappen kann, zeigte nun eine Großübung am Speicher in Rössing, bei der auch die Kameradinnen und Kameraden aus der Gemeinde Giesen zur Unterstützung anrückten.
Das Übungsszenario, welches sich die Verantwortlichen Patrick Möhle und Tobias Trapp ausgedacht hatten, ist eine wahre Horrorvorstellung und doch nicht unrealistisch. Nach den Vorstellungen des Planungsduos feiert eine größere Gruppe ausgelassen im Veranstaltungszentrum „Speicher“. Unerwartet kommt es im Keller des Gebäudes zu einer Verpuffung und rasanten Brandentwicklung. Viele Menschen können das Gebäude noch rechtzeitig über die Fluchtwege verlassen, doch dann breitet sich der dichte Rauch rasend schnell auf allen Etagen aus. Mehr als neun Personen sind im Gebäude eingeschlossen. Für die anrückenden Feuerwehrkräfte, des 1. Einsatzzuges der Gemeinde Nordstemmen, sind diese ganzen Informationen noch in weiter Ferne. Zwar waren Übungszeit und Ort bekannt, doch mehr Informationen zum Einsatzszenario wurden im Vorfeld nicht weitergegeben.
Ein Übungsobjekt „ab vom Schuss“
Nicht ohne Grund habe man den „Speicher“ als Übungsobjekt gewählt, so der Übungsverantwortliche und stellvertretende Ortsbrandmeister aus Barnten, Tobias Trapp. Das Objekt liegt „ab vom Schuss“, was eine Herausforderung für eine kontinuierliche Wasserversorgung darstellt. So musste auch an diesem Abend das dringend benötigte Löschwasser über viele hundert Meter herangeschafft werden. Unterstützung erhielten die Kräfte aus Barnten, Rössing, Klein und Groß Escherde hierbei von den Kameraden des 2. Einsatzzuges aus der Gemeinde Giesen.
Zugführer Karsten Goltermann hatte sich sofort bereit erklärt, die Kameraden aus der Gemeinde Nordstemmen zu unterstützen. „Patrick Möhle und ich sind im Rahmen der Ausbildung auf das Thema „übergreifende Nachbarschaftshilfe“ zu sprechen gekommen und wir waren uns sofort einig, dass eine gemeinsame Übung geplant werden müsse“, erklärte Goltermann. Ursprünglich war bereits im Juli des letzten Jahres eine Großübung in Emmerke geplant. „Da kam uns das Hochwasser aber in die Quere und die Übung musste abgesagt werden“, so der Zugführer weiter. Das Ziel einer Gemeinschaftsübung blieb hingegen bestehen, das auch Patrick Möhle nicht aus den Augen verlor. Kurzerhand wurde eine viel kleinere Einsatzübung zum Großereignis umgeplant.
Zusammenarbeit mit Rettungsdienst geprobt
Das nicht immer nur Puppen oder Jugendfeuerwehrmitglieder aus einem Übungsobjekt gerettet werden sollen, war auch den Planungsverantwortlichen bewusst. Aus diesem Grund wurden im gesamten Gebäude zahlreiche Verletztendarsteller der Notfalldarstellung des DRK Ortsvereins Nordstemmen und der Chorgemeinschaft aus Barnten versteckt. Für die spätere Behandlung der „Verletzten“, kamen dann auch einige Einsatzkräfte des Promedica Rettungsdienstes aus Sarstedt und des erweiterten Rettungsdienstes des ASB aus Gronau zum Einsatz. Hierdurch konnte die effektive Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst geprobt werden, was auch bei den Feuerwehreinsatzkräften positiven Anklang fand. Dies geschehe viel zu selten und soll künftig ebenfalls öfters in den Übungen berücksichtigt werden, erklärte Patrick Möhle auf der späteren Nachbesprechung. Es gebe teilweise Verbesserungsbedarf im Ablauf, man habe dafür aber sehr gut zusammengearbeitet, so der Ortsbrandmeister aus Rössing weiter. Dies bekräftigten auch Zugführer Karsten Goltermann und die Verantwortlichen der Rettungsdienste. Schmunzeln mussten alle Beteiligten hingegen über den kurzzeitigen „starken Nebel“, der plötzlich das Gelände verschlang. Mit Disconebel hatte man im Gebäude nämlich nicht gegeizt. Als die Türen des Speichers geöffnet wurden und man einen Überdruckbelüfter zum Einsatz brachte, stand das gesamte Gelände plötzlich im weißen Dunst. „Das sah von Weitem sehr beeindruckend aus“, kommentierte auch Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann. Er beobachtet an diesem Abend den Verlauf der Übung und zeigte sich mehr als zufrieden mit dem Dargebotenen. Einen besonderen Dank richteten die Verantwortlichen dann noch an Andreas Hölzel, den Inhaber des Veranstaltungszentrums „Speicher“, der bereitwillig die Türen für die Retter geöffnet hatte.
Am Ende stand fest: Man will an den gemeinsamen Übungen festhalten und vielleicht demnächst schon in der Gemeinde Giesen ein ähnliches Szenario planen.