Klettergerüst als alternative Übungsstrecke
Nordstemmen – Noch immer können die Atemschutzgeräteträger der Gemeindefeuerwehr Nordstemmen nicht zur Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) nach Groß Düngen, um dort die dringend benötigte Tauglichkeitsüberprüfung durchzuführen. Bislang ist dort der Betrieb noch eingestellt. Die Überprüfung der körperlichen und physischen Belastung sei aber unumgänglich, meint Stefan Thiel. Nur so könne man in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob eine Einsatzkraft noch für den Atemschutzeinsatz tauglich ist. Fehlt der Nachweis, darf niemand unter Atemschutz in den Einsatz geschickt werden, so der Gemeindeatemschutzbeauftragte. „Wir dürfen jetzt selbst zusehen, wie wir die Nachweise mit vergleichbaren Belastungsübungen realisieren“. Im Mai stünden eventuell wieder Plätze in der Feuerwehrtechnischen Zentrale zur Verfügung, doch dann nur in begrenzter Anzahl. Stefan Thiel erwartet jedenfalls eine hohe Auslastung der Atemschutzstrecke, sodass für die Gemeinde nur wenige Plätze abfallen werden. Es müssten schließlich hunderte Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis überprüft werden. „Diesen Bedarf aufzuholen ist schwierig, obwohl hier alle Hebel in Bewegung gesetzt werden“, meint Thiel und zeigt damit auch Verständnis für die Situation an der Feuerwehrtechnischen Zentrale.
Gemeinsam eine Lösung erarbeitet
Schon im letzten Jahr stand man vor derselben Problematik wie heute, fand in Banteln jedoch eine vorübergehende Lösung (hier geht’s zum Bericht). Parallel hatte sich der Arbeitskreis Atemschutz über eine gemeindeinterne Lösung ausgetauscht. Als Übergangslösung sollte das ehemalige Schulgebäude der alten OS dienen. Ein Konzept wurde schließlich entwickelt und einstimmig beschlossen.
Nach mehrmonatiger Nutzung durch die Landespolizei, stand der Gebäudekomplex nun auch wieder der Feuerwehr zur Verfügung und konnte für die dringenden Überprüfungen genutzt werden.
Die Belastungsübungen fanden an gleich mehreren Abenden statt, um möglichst viele Atemschutzgeräteträger zu überprüfen. Hierfür mussten die Teilnehmenden einen Rundkurs absolvieren, der auch auf den nahen Spielplatz an der „Lange Maße“ führte. Auf dem dort neu errichteten Kletterturm begann die erste Übung für die Kameraden unter Atemschutz. „Diese Idee kam von André Kirchner aus der Ortsfeuerwehr Nordstemmen“, berichtet Stefan Thiel mit Blick auf den dortigen Kletterturm. Der Parcours über das Spielgerüst beinhaltet sogar eine Röhre, durch die sich die Beteiligten mit ihrem Atemschutzgerät zwängen müssen, so Thiel weiter. „Wie in der FTZ in Groß Düngen. Mit so etwas hat bestimmt niemand gerechnet“.
Mehrere Aufgaben im Schulgebäude
Gleich im Anschluss ging es zurück zum Schulgebäude, wo auf die Atemschutzgeräteträger ein kräftezehrender Rundweg durch die einzelnen Etagen folgte. Dabei ging es durch das Treppenhaus in das Obergeschoss und über die Außentreppe zurück in den vernebelten Keller. Für die vollständige Verausgabung hatte Stefan Thiel zudem ein Ergometer-Fahrrad über eine Auktionsplattform erstanden. „Laut Vorschrift müssen die Einsatzkräfte unter Atemschutz eine Belastung von 80 Kilojoule erreichen“, erklärt der Gemeindeatemschutzbeauftragte. Daher mussten Übungen gefunden und ausgearbeitet werden, die diese Belastungsgrenze erreichen. Die geforderte Leistung könne man anhand der benötigten Luftmenge errechnen, die unter Belastung aus den Atemluftflaschen „weggeatmet“ wird, so Stefan Thiel weiter. Liegt ein Teilnehmender dann über dem Grenzwert – hat er also mehr Luft benötigt, wie es die Vorgaben zulassen – ist die Tauglichkeitsprüfung nicht bestanden.
Ändern könne man die Situation im Moment nicht, so der Gemeindeatemschutzbeauftragte, nur das Beste daraus machen. Seitens der Feuerwehr sei man jedenfalls froh, dass die alternative Übungsstrecke zur Verfügung stehe. Und so wird man in den nächsten Wochen immer wieder den ein oder anderen Atemschutztrupp auf dem Klettergerüst des Spielplatzes an der „Lange Maße“ beobachten können.