Alte OS in Nordstemmen dient momentan als Übungsobjekt
Nordstemmen – Mehr als 25 Einsatzkräfte haben an einer Übung auf dem ehemaligen Gelände der OS Nordstemmen teilgenommen. Das leerstehende Gebäude an der Jahnstraße steht den Brandschützern seit einigen Wochen als Übungsobjekt zur Verfügung. Der zweite Zug der Gemeindefeuerwehr nahm das Angebot dankend an und führte eine Einsatzübung an dem Objekt durch. Initiator der Übung war Zugführer Peter Schiersching aus Heyersum, der den Schwerpunkt auf das taktische Vorgehen im Innern des Gebäudes gelegt hatte.
Das ehemalige Schulgebäude an der Jahnstraße liegt seit vielen Jahren brach und vermittelt heute einen ehr trostlosen Eindruck. Wo sich einst Schülerinnen und Schüler in den Fluren und Klassenräumen aufhielten, herrscht heute eine unheimliche Stille. Nachdem die einstige Orientierungsstufe – eine ehemalige Schulform der Klassen 5 und 6 – mit der Schulreform abgeschafft wurde, war der Gebäudekomplex für den Schulbetrieb unbrauchbar geworden. Er diente eine Zeitlang als Außenstelle der Marienbergschule, später als Flüchtlingsunterkunft und bis vor kurzem noch als Trainingsstätte der Polizei. Heute gehört das ehemalige Landkreisgebäude der Gemeinde Nordstemmen. Was mit der alten Schule passieren soll, wird gerade geplant. Vermutlich wird das Gebäude aber abgerissen, um Platz für neue Bauvorhaben zu schaffen. Bis es soweit ist, darf die Feuerwehr das Gebäude zur Ausbildung und für Einsatzübungen nutzen. Vor einigen Wochen erhielten die Führungskräfte aller neun Ortsfeuerwehren bereits eine umfangreiche Einweisung durch Patrick Eisfelder. Der stellvertretende Gemeindebrandmeister und Ausbildungsleiter freut sich über den „Gebäudezuwachs“ und der damit verbundenen Möglichkeit, unter „Realbedingungen“ zu üben.
Doch auch den Ehrenamtlichen sind Grenzen gesetzt. Eine Eingangstür mit technischem Werkzeug aufbrechen, ist auch für die Feuerwehr tabu. Ebenfalls ist der Einsatz von Wasser im Innern des Gebäudes zurzeit noch nicht möglich. Doch daran stört sich hier niemand, denn das Objekt bietet auch so zahlreiche Übungsmöglichkeiten. Der verwinkelte Komplex eignet sich hierfür hervorragen. So kann unter anderem die Suche von vermissten Personen geübt werden, denn das Gebäude darf hierfür mit künstlichem Rauch vernebelt werden. Dieser erschwert die Orientierung in den langen Fluren mit seinen vielen aneinandergereihten Klassenzimmern.
Genau solch ein Szenario hat der zweite Zug der Gemeindefeuerwehr trainiert. Angenommen wurde ein Brand im Keller des Schulgebäudes – ausgelöst durch Wartungsarbeiten an der Heizungsanlage. Zusätzlich wurden zwei Handwerker – dargestellt durch schwere Übungspuppen – und ein „Lehrer“ vermisst. Der Lehrer, ebenfalls durch eine Rettungspuppe simuliert, kauerte bei der Ankunft der ersten Fahrzeuge an einem Fenster im Obergeschoss. Hier konnte die Menschenrettung mit einer mehrteiligen Steckleiter geübt werden. Im Gebäude selbst gingen mehrere Trupps unter Atemschutz vor, um den vermeintlichen Brand zu löschen und die beiden vermissten „Personen“ zu suchen. Hier konnte besonders das Vorgehen mit einem befüllten Feuerwehrschlauch geübt werden. Keine leichte Aufgabe, wie der vorgehende Trupp feststellen musste, denn ein gefüllter Schlauch lässt sich nur sehr schwer in Treppenhäusern händeln. Diese Übungsmöglichkeit blieb den Feuerwehrangehörigen bislang verwehrt. Solch ein Training wäre in einem noch genutzten Schulgebäude undenkbar. Viel zu groß wäre das Risiko, dass sich eine Kupplung löst oder ein Schlauch platzt und somit einen hohen Wasserschaden verursacht.
Am Ende zeigte sich Peter Schiersching äußerst zufrieden mit der Leistung der Kameradinnen und Kameraden des zweiten Zuges. Der Einsatzauftrag wurde bewältigt und die Übung war als Einstieg nach der langen Corona-Pause eine willkommene Abwechslung. Nun ist das ehemalige Schulgebäude aber vorerst auch für die Feuerwehr wieder geschlossen. Die Verwaltung vermutet einen Fledermausbestand im Kellerbereich. Aktuell werden spezielle Sonden im gesamten Gebäude verteilt, um mögliche Aktivitäten der Nachtschwärmer festzustellen. Damit die empfindlichen Messgeräte nicht beschädigt werden, ist der Zugang vorerst gesperrt.